Logo

Ultramarin - tief und kostbar

Ultramarin und Lapislazuli: kostbare Farben, tiefgründig und magisch in ihrer Wirkung. Sie haben eine lange Geschichte, eine verwirrende Herkunft und seit jeher in jeder Erscheinungsform den Status einer besonderen Farbe. Warum das so ist, lesen Sie hier.

Ultramarin oder Lapislazuli?

Ein Fall für Chemiker

Ultramarin Etikettenschwindel

Erkennbare Unterschiede

Kann man eine Farbe schützen? Erfahrungen mit der Yves Klein Stiftung

Ultramarin selbst gemacht

Ist Ultramarin natürlich?

Die Begriffe selbst sind aufschlussreich. Ultramarin kommt von "ultra-mare" und bedeutet von "jenseits des Meeres". Lapis bedeutet auf Lateinisch "Stein". Lazuli leitet sich vom persischen Wort lazuward für "himmelblau" und "lasierend" ab und Lapis lazuli bedeutet "der himmelblaue Lasurstein".

Die wichtigsten Fundorte des vulkanischen Halbedelsteins liegen in Afghanistan und im Mittelalter gelangte der seltene Stein auf dem Seeweg nach Europa. Die stürmischen Wintermonate und die Piraterie haben die Seefahrt erschwert und das kostbare Pigment wurde höher als Gold gehandelt.

Ein Fall für Chemiker

Die bis heute anhaltenden Lieferengpässe des natürlichen Ultramarins haben die Pariser "Société d’encouragement pour l’industrie nationale" einen Preis von 6000 Franc ausschreiben lassen für die Erfindung eines Herstellverfahrens aus zugänglichen Rohstoffen. Nahezu gleichzeitig haben 1827-1828 Gmelin in Tübingen, Guimet in Toulouse und Köttig in Meissen Verfahren für die Produktion von Ultramarin aus Quarz, Kaolin, Soda, Holzkohle und Schwefel entdeckt. Sie haben die Rohstoffe gezielt zusammengeführt, die im Vulkan zufällig aufeinandertreffen und Lapislazuli kreieren, das Naturpigment von jenseits des Meeres. Die Chemiker hatten die ersten Verfahren für die Herstellung von künstlichem Ultramarin entwickelt.

Ultramarin Etikettenschwindel

Ultramarin, das kostbarste Pigment, war bis etwa 1828 "der himmelblaue Lasurstein von jenseits des Meeres". Danach hat man bis etwa 1980 das neue, im Werk produzierte, mineralische Pigment als "Ultramarin" vermarktet. Man könnte das als Etikettenschwindel bezeichnen, denn das Pigment entstand nicht mehr jenseits des Meeres. Künstler haben das reinere, synthetische Blaupigment dennoch mit Begeisterung aufgenommen. Yves Klein war der berühmteste, bei Weitem aber nicht der Einzige. Ultramarin ist in beiden Varianten - natürlich und synthetisch - ein optischer Aufheller. Das neue, synthetische Ultramarin kam nicht nur als Pigment, sondern auch als Wäschebläue in den Handel. Das gewinnträchtige Geschäft hat bis 1880 zur Gründung von 24 Fabriken für Ultramarin allein in Deutschland geführt.
Ultramarin hellt den Keller auf
Wir bei kt.COLOR stellen heute himmelblaue Farben und ein zartblaues Weiß aus Lapislazuli her. Eine ganze Serie von Wandfarben und Mineralfarben enthalten bis zu 48% des tiefsten erhältlichen Ultramarins. Bei kt.COLOR ist Ultramarin eine Substanz, ein Kulturgut und eine Verpflichtung.
Andere Hersteller sind den Pigmenten nicht verpflichtet. Weder Lapislazuli noch Ultramarin sind geschützte Begriffe. Man findet bei Designer’s Guild eine "Lapis lazuli" Farbe, die ebenso wenig mit dem Naturpigment zu tun hat, wie RAL 5002 "Ultramarinblau" mit dem mineralischen Pigment Ultramarin. Wir erkundigen uns nach der Benennung beim RAL-Team. Ultramarin sei ein Farbwert und keine Substanz, hat man uns geschrieben. Tatsächlich wird die RAL-Farbe in den meisten Fällen mit dem petrochemischen Pthalocyaninblau – dem Blau Ihrer Druckertinte – gemacht. Dieses Pigment ist weder mineralisch noch chemisch mit Lapislazuli oder Ultramarin vergleichbar.

Erkennbare Unterschiede

Anhand von echten Farbmustern können Sie einfach erkennen, ob eine blaue Farbe aus Ultramarin ist. Wenn die Farbe nicht distanzlos und schwebend, sondern wenig leuchtend und flach wirkt, dann ist sie nicht aus Ultramarin. Machen Sie einen Schatten auf der Farbfläche. Wenn dieser schwer und dunkelgrau wirkt, ist die Farbe nicht aus Ultramarin. Nur wenn die Farbe im Schatten noch blauer als im Licht ist und leicht und unfassbar wirkt, dann ist das kostbare Pigment im Rezept. Blaue Farben, die im Fachhandel maschinell gemischt werden, enthalten grundsätzlich weder Lapislazuli noch Ultramarinblau, sondern immer nur das petrochemische Produkt. Daraus wird niemals ein schwebendes Himmelblau entstehen.

RAL Ultramarin und ktCOLOR Ultramarin
Museumsinsel Ubahn Station Berlin

Kann man eine Farbe schützen? Erfahrungen mit der Yves Klein Stiftung

Jede Abhandlung über Ultramarin wäre ohne Yves Kleins Blau unvollständig. Doch die Yves Klein Stiftung stört sich seit der medialen Präsenz der U-Bahn-Station Museumsinsel in Berlin an unserer Erwähnung des Künstlers im Zusammenhang mit unserem Blau. Es sei ein Missbrauch seines Namens für die eigenen Verkäufe.

Da kt.COLOR dauerhaft Erfahrungen mit dem Missbrauch von unserem geistigen Eigentum macht, haben wir das akzeptiert und jede Erwähnung aus den Social Medien, Blogs und unseren Farbgeschichten entfernt. Tatsächlich kann man eine Farbe aber ebenso wenig, wie eine Paella oder ein Brotrezept schützen. Yves Klein selbst hatte nicht seine Farbe, sondern ein Prozess für die Herstellung von Kunst patentiert. Das wird in der Literatur sehr oft falsch geschrieben, ebenso wie viele sagen, Klein habe natürliches Ultramarin (daher Lapislazuli) eingesetzt. Beide Aussagen sind nicht richtig. Weder Farben noch Farbkollektionen können als geistiges Eigentum geschützt werden, nur originelle Farbnamen, Logos und Schriftzüge.

Ein Rezept für schönstes Ultramarin

Unser Ultramarinblau Rezept entstand im Auftrag von André Heller. Nach unzähligen Versuchen mit einem wasserlöslichen Bindemittel mit einer hervorragenden Pigmentaufnahme, hatten wir eine Rezeptur, die maximal tief, lösemittelfrei und pudrig-matt war. Sie können es am Sternenhimmel der U-Bahn-Station Museumsinsel von Max Dudler Architekten in Berlin bestaunen. Oder Sie stellen es selbst her. Sie brauchen nur einen Mörser, Wasser, einen Pinsel, Leim und Pigment. Die Farbe ist ungiftig und das Rezept gelingt immer.
Ultramarin in Pigmentgläsern

Rezept Ultramarinblau tief

3 Teelöffel Ultramarinblau tief Pigment

2 Teelöffel Wasser

1 Teelöffel Weißleim

Muster bestellen

Ultramarin mit dem Wasser zu einer glatten Paste vermengen. Anreiben, bis keine Klumpen sichtbar sind. Weißleim beimischen und glattrühren. Streichfähigkeit prüfen – wenn die Farbe dünn und wenig deckend ist, mehr Pigment beimengen. Wenn sie zäh ist, so wenig Wasser wie nötig dazugeben. Sie können die fertige Farbe für größere Versuche oder für ganze Wände freilich bei uns bestellen. Eine Flasche tiefmatte Emulsion 250 ml genügt für ca. 1 m2 Wandfläche oder für eine große Leinwand.

Ob selbstgemacht oder von kt.COLOR, Ihr Blau wird Sie nicht nur jeden Tag von Neuem erfreuen, es wird Sie mit dem berühmtesten Blau der Kunst- und Kulturgeschichte verbinden.

Katrin Trautwein

Überarbeitet 30. Juli 2024

Anmerkungen und Bildrechte

1. Foto Lapislazuli: CC BY 2.0. File: Lapis lazuli (lazuritic metamorphite) (Sar- e-Sang Deposit, Sakhi Formation, Precambrian, 2.4-2.7 Ga (?); Sar-e-Sang Mining District, Hindu-Kush Mountains, Afghanistan) 4 (33761908008).jpg

2. Fotos Ultramarinblau: Beka Bitterli, 2023; Philipp Haas, 2016

3. Fotos U-Bahn Station Museumsinsel, und Sella Showroom, Berlin: Beka Bitterli, 2023

4. Farbmuster und Rohstoffe: ktCOLOR die Farbmanufaktur