Die Anrufe kommen pünktlich zum Herbst: Was wird im nächsten Jahr die Trendfarbe sein? Bekannte Farbinstitute und Trendforscher:innen gebe ihre Prognosen ab. Sie erfahren in diesem Beitrag warum ich nichts davon halte und objektive Kriterien für die Farbenwahl publiziere.
Zwei Trends 2023: Ein Farbton, der besser zu einem Lippenstift als zu einem Wohnraum passt. Doch wie wirkt diese Farbe auf Menschen im Raum? Tapeten – Naturimitationen, die Wände verkleiden. Sie sind eine doppelte Täuschung: Die Wand wirkt nicht wie eine Wand und die Naturdarstellung wirkt nicht wie die Natur. Beide Trends wirken höchstens kurzfristig befriedigend. Sie widersprechen der menschlichen Sehnsucht nach Materialauthentizität und Harmonie. Foto links: Shutterstock; rechts: tapetender70er.de
In meinen Seminaren, Vorträgen und in meiner Masterclass Farbe, Licht und Raum® verzichte ich ausdrücklich auf die Besprechung von Trendfarben. Die Tatsache, dass Institute wie die CMS (Color Marketing Group), das Pantone Institute, die AIC (International Colour Association), zahlreiche Farbenhersteller und prominente Farbspezialisten pünktlich zum Herbst neue Trendfarben veröffentlichen, degradiert Farbe zu einem modischen Accessoire. Warum aber sollte das, was im letzten Herbst logische Kriterien für eine visuell gesunde Umgebung erfüllte, in diesem Herbst passé sein?
Mit fundierten Entscheidungskriterien meiden Sie zwangsläufig solche Trendfarben und modische Strömungen, die Designs mit einem Ablaufdatum versehen. Stattdessen entscheiden Sie sich für zeitlose Klassiker, die wohltuend und selbstverständlich wirken. Ihre Kunden werden sich freuen, denn an diesen sehen sie sich nicht satt. Sie finden zu Produkten, die bauhygienisch gut und tatsächlich natürlich sind. Ihre Kunden fühlen sich darin rundherum wohl. Sie gestalten Räume, die Menschen auf das Lichtspiel der Natur beziehen. Ihre Kunden werden sich immer wieder von Neuem daran erfreuen.
Farbe anders denken! Zeitlose Klassiker aus erlesenen Pigmenten wählen, beispielsweise Terre de Sienne brûlée (©Nina Baisch, Konstanz), Noir outremer 85 (©Medienservice Rose, Hamburg), Glacier, ein Naturweiss mit Ultramarinblaueinschlüsse (©architektur interior berlin). Es muss nicht modisch sein, sondern Tiefgang haben und wohltuend wirken.
Die Entscheidungsgrundlagen für die Farbenwahl sind wo wichtig, dass ich ein Buch darüber schreibe und eine Masterclass anbiete, die genau dieses Thema aufgreift und in seinen verschiedenen Zusammenhängen erläutert. Kurze Lektionen klären die Zusammenhänge zwischen Farbe, Licht und Raum – es ist ein faszinierendes, unterschätztes Dreigespann. Die fundierte Auseinandersetzung mit den Beziehungen zwischen diesen Akteuren lohnt sich. Das, was in diesem Jahr wohltuend ist, darf im nächsten Jahr nicht ermüdend wirken. Und das, was im ersten OG Menschen guttut, darf im zweiten OG nicht ganz anders sein. Es gibt tatsächlich viel bessere Gründe für die Farbenwahl!
Katrin Trautwein
Juni 2023