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Was ist besser, RAL 9010 oder RAL 9016?

Diese Frage stellt, wer die wichtigste Farbe der Raumgestaltung ernst nimmt. Die drei Normfarben RAL 9010 Reinweiss, RAL 9016 Verkehrsweiss und NCS S 0500-N belegen die grössten Flächen der meisten Wohn- und Arbeitswelten. Das «N» steht für neutral, doch «neutral» trifft auf kein Material und schon gar nicht auf eine Farbe zu. Visuelle Eindrücke sind grundsätzlich emotional belegt, auch wenn wir die Emotion nicht bewusst wahrnehmen und gedanklich verfolgen.

Weiss nimmt in den meisten Räumen schon wegen der Deckenfläche einen zentralen Stellenwert ein, sodass diese Farbe in dreierlei Hinsicht für unsere Raumempfindung entscheidend ist:

Die Helligkeit legt fest, wieviel Licht unsere Augen aufnehmen.

Die Pigmente prägen die Lichtfarbe im Raum.

Das Lichtspiel der Flächen berührt uns emotional.

Wir erläutern diese Wohlfühlfaktoren im Einzelnen.

Welches Weiss ist das Beste? Im Bild eine Auswahl der 25 kt.COLOR Variationen in Weiss.

Die Helligkeit

Die Helligkeit der Flächen im Raum legt fest, wieviel Licht unsere Augen aufnehmen. In sehr hellen Räumen ziehen sich unsere Sehschlitze zusammen und alles im Raum wirkt dadurch trüber und flacher. Es ist ein Irrtum anzunehmen, dass hellere Räume besser für unsere Augen sind. Heller ist nicht besser, sondern besser sichtbar ist besser. Bei maximal schattenfreien Raumausleuchtungen ist ein weniger helles Weiss zu wählen. Sonst braucht man im Raum die Gletscherbrille. In Räumen mit indirektem Licht und geringen Gesamthelligkeiten geben wir leuchtenden weissen Farben den Vorzug.

RAL 9016 ist die hellste Normfarbe. Sie wird an Decken oft angebracht in der Annahme, dass diese dadurch wenig auffallen. Das Gegenteil trifft zu: die RAL 9016 Decke wird maximal auffallen, denn unsere Augen sehen das Hellste zuerst. Eine Decke, die nicht auffallen soll, streicht man gleich hell oder dunkler als die Wände.

Wir stimmen die Helligkeit weisser Farben auf die Bodenfarbe und auf das Licht im Raum ab. Im Bild ist Gris Caso, das dunkler als die Plastikschale des Stuhls ist. Die Decke würde man gleich streichen damit sich alle Blicke auf den Rauminhalt richten.

Die Pigmente

Mehr als 99% aller hellen Farben weltweit werden heute mit Titandioxid pigmentiert. Es ist in weissen Smartphones, Zahnpasten, Sahnemeerrettich, Salamihäuten, Sonnenschutzmitteln und vielem mehr zu finden. Das Pigment wird für alle Anwendungen zu einem homogenen Mehl mikronisiert, denn nur so bringen geringe Pigmentmengen das erwünschte Weiss. Farben aus mikronisierten Pigmenten, wie Titandioxid, Titanweiss und andere Mineralfarbpulver, streuen das Licht. Das ist gut für das Smartphone und den Sahnemeerrettich, doch an Wänden und Decken löst es eine diffuse Wirkung aus, die das Auge blendet und unsere Sehschärfe tatsächlich verringert. RAL 9016, NCS S 0500-N und RAL 9010 sind bei jedem Hersteller zu 99.8% gleich zusammengesetzt und unterscheiden sich daher nicht in dieser blendenden Wirkung.

Silberweiss und Gris blanc erhöhen hier die Spannung. Naturpigmente erzeugen die Poesie in diesem Raum. ©Seipp Wohnen

Es geht auch anders. Wir setzen bevorzugt glitzernde Tonerden, edle Marmorkalkpigmente und die wunderbar weiche Champagnerkreide statt Titandioxid ein. Die Champagnerkreide liefert zartschimmernde, raumumhüllende Farben, wie Züriweiss und Haus am Meer beispielsweise. Die Kreide selbst gibt es nur an einem Ort zu finden. Urzeitliche Rotockerbeimengungen verleihen dem Licht, das aus den Muschelkalkporen hinaus in den Raum gelangt, einen erdigen, weichen, angedeuteten Orangefarbstich, der morgens wie abends bezaubernd ist.

Eine vornehmlich schöne, gebrannte Tonerde bildet die Basis einiger stark reflektierender, glasklarer weisser Farben, wie Porzellanweiss, Silberweiss oder Gris Caso. Sie lassen weisse Hintergründe entstehen, die Formen gestochen klar in Erscheinung treten lassen und tiefe Schatten zeigen. Diese Pigmente verleihen unseren weissen Farben ihre unverwechselbare Identität. Sie sind genauso wenig austauschbar, wie die Trauben im Wein.

Das Lichtspiel

Das visuell wahrnehmbare Licht im Raum setzt sich aus dem Tageslicht, dem Kunstlicht und allen Oberflächenreflexionen zusammen. Unsere Augen nehmen das ständige Spiel des Lichts auf den Oberflächen im Sehfeld auf und befragen es. Wie ist die Atmosphäre? Was ist im Raum, ist es echt, bewegt es sich, ist es kostbar?

Es ist absurd anzunehmen, dass grosse, weisse Flächen, die am meisten Licht reflektieren, neutral sein könnten! Wir freuen uns über Flächen aus natürlichen Materialien und Pigmenten, die Unterschiede im Tageslichtspektrum in das Rauminnere überführen. Stumpfe, graue Flächen, die leblos und künstlich wirken, langweilen uns. Wir schützen uns vor zu hellen Flächen, die uns blenden und die Sicht auf subtile Effekte erschweren.

Zwei weisse Farben von kt.COLOR. ©Atelier Ender Architektur

Unser Sehsinn ist wie ein neugieriges Kind, das die Umgebung ständig prüft und abfragt. Wie ein intelligentes Kind wollen wir im richtigen Mass gefordert werden: Zu viel Helligkeit überfordert das Auge und zwingt uns zum Rückzug; Flächen ohne Lichtspiel beleidigen unsere Fantasie; Räume ohne Kontraste wirken langweilig.

Diese Aussagen lassen sich durch neue Erkenntnisse der Wahrnehmungstheorie belegen. Ein gutes Farbkonzept ist wichtig und es beginnt mit der Wahl einer wohltuenden, natürlichen weissen Farbe. Besuchen Sie unsere Fachseminare und erfahren Sie mehr – oder nehmen Sie unsere Farbberatungen (per Video oder persönlich) in Anspruch. In jedem Fall gilt: lassen Sie sich immer den Lieferschein und das Echtheitszertifikat geben. Dann bekommen Sie keine Fälschungen unserer Farben aus künstlichen Pigmenten. Ihr Sehsinn hat eine Sehnsucht nach dem Echten.

Katrin Trautwein, April 2021

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Kundenstimme

"Es braucht ein bestimmtes Bewusstsein um deine schönen Pigmentfarben in ihrem ganzen Spektrum wahrzunehmen und wertzuschätzen. Deine Bücher und Vorträge können dieses Bewusstsein erwecken." RP, Maler